Außer den Riesenmammutbäumen zu begegnen, für die der Sequoia National Park so berühmt ist, könnt Ihr in dem tollen Park auch den fabelhaften, westlichen Teil der Sierra Nevada zu Fuß erkunden. Die Westflanke fällt sanfter ab als die steilere, östliche Schwester der berühmten Gebirgskette. Dadurch wirkt diese Seite lieblicher, sofern Berge über 2.000 m Höhe überhaupt lieblich sein können. Wer von Euch das abgelegene Mineral King Valley im Nationalpark besucht, kann beispielsweise per pedes einen zauberhaften Halbtagestrip zum White Chief Canyon unternehmen und auf den Spuren der dortigen Minengeschichte wandeln. Diese Tour ist eine meiner absoluten Lieblingswanderungen, weil dieser Teil des Nationalparks einfach nur zum Niederknien schön ist.
4 mi östlich vom Silver City Resort befindet sich der Eagle-Mosquito Trailhead, wo die Tour zum White Chief Canyon entlang des westlichen Hangs des East Fork Kaweah River-Valley startet. Ich scheibe die Wanderung hier einmal für Euch auf.
Ich starte den Trail und laufe aufwärts geradeaus in Richtung Süden. Farne, Büsche und Nadelbäume wachsen an den Hängen und geben der Landschaft seine grüne Färbung. Der Vandever Mountain ist bereits sichtbar und überragt das südliche Ende des märchenhaften Tals. Links neben ihm sehe ich den Farewell Gap, einen Sattel zwischen zwei Bergen, über den der Weg aus dem Sequoia National Park hinausführt. Ab 1,4 km wird es richtig steil und ich ringe nach Luft – eine gute Gelegenheit, einmal stehen zu bleiben und die Aussicht auf die Bergwelt zu genießen. Nach 1,6 km erreiche ich einen Abzweig. Ich gehe weiter geradeaus in Richtung White Chief Canyon. Kurze Zeit später führt der Weg für 200 m in Serpentinen den rechten Hang hinauf. Der Weg bleibt steil und wird steinig. Nach 2,4 km schwingt er nach Osten und dann nach Westen, um dann in einer großen, nordsüdlichen S-Kurve dem Flussverlauf des Kaweah River zu folgen. Ich muss nun mehrfach den Fluss überqueren, der bald wieder in südliche Richtung verläuft. Nach 2,9 km ebnet sich der Weg für 300 m ein und ich laufe über eine Wiese. Hier beginnt der White Chief Canyon, ein unwirklich schöner Ort mit weißgrauen, schroffen Felswänden, durch den der Fluss friedlich mäandert und der mit kleinen Baumgruppen gesprenkelt ist. Ein Hirsch springt vor mir aus dem Gebüsch und sucht schnell das Weite. Das letzte Stück führt moderat bergauf und endet nach 4,5 km. Hier ist ein perfekter Ort, um eine längere Zeit zu verweilen und die Ruhe hier oben zu genießen.
Hier führt ein Pfad rechts über den Fluss zum Schacht der ehemaligen White Chief Mine hinauf. Ich wage den 200 m langen, heiklen Aufstieg über Fels und Geröll bis zu ihrem Eingang. Der Eintritt ist auf eigene Gefahr und so betrete ich den Schacht auch nur kurz, um ein wenig geschichtsträchtige Luft zu atmen. Wer noch Energie übrig hat, kann von der Mine aus dem felsigen, mit Steinmännchen markierten Weg hinauf in ein höher gelegenes Gletscherbassin folgen: Der Aufstieg soll sich lohnen. Neben der landschaftlichen Schönheit des Bassins findet man dort noch diverse Überbleibsel aus der Zeit, als hier Gold und Silber abgebaut wurden. Ich habe jedoch für heute genug geleistet und trete bald den Rückweg an.
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