In der Regenjacke wandern – nur im allergrößten Notfall. In der Regenhose wandern – auf gar keinen Fall. Na, wem kommt das bekannt vor? Seid Ihr etwa auch Verweigerer von Regenkleidung zum Wandern? Oder anders gefragt: Wann ist Regenkleidung zum Wandern wirklich nötig und wenn ja, was genau ist wichtig? Die Tipps beziehen sich natürlich nicht auf Küstenwanderungen, die Ihr bei 25 Grad im Hochsommer unternehmt – und der Regen eine willkommene Abkühlung darstellt – sondern auf Wandertouren in rauen Gegenden, wo das Wetter häufig im landläufigen Sinn schlecht sein kann.
Die gute Nachricht gleich vorneweg: Nass sein beim Wandern ist unangenehm, aber an und für sich nicht schlimm. Die große Gefahr heißt Unterkühlung, auch Hyperthermie genannt, die natürlich mit dem nass werden einhergehen kann: Nasse Kleidung auf der Haut leitet die Körperwärme schneller und effizienter nach außen ab. Außerdem es ist ja selten einfach nur nass. Meist ist es nass und windig oder nass und kalt oder alles drei zusammen. Gerade in den Bergen schlägt das Wetter gern mal um und dann ist es sinnvoll, ausreichend gerüstet zu sein, um Nässe und Kälte zu begegnen. Ein paar sinnvolle Tipps erfahrt Ihr in diesem Beitrag.
Natürlich darf man sich nicht täuschen, dass man nur die richtige Ausrüstung braucht und nie mehr friert oder nass wird. Wandern, und insbesondere Wandern unter erschwerten Bedingungen, kann immer auch mit einem gewissen Maß an Unbehagen einhergehen. Und eigentlich macht das ja sogar auch ein bisschen den Reiz des Draußenseins aus. Wer es immer warm und trocken will, sollte zuhause bleiben. Regenjacke und Regenhose können allerdings für bestimmten Wetterbedingungen Teil einer sinnvollen Bekleidung sein, die gegen Nässe und Kälte beim Wandern hilft. Was Ihr unter der Regenkleidung tragt, ist jedoch von noch größerer Bedeutung. Hier empfiehlt sich das Zwiebelprinzip, damit Ihr nach Belieben und Notwendigkeit Schichten an- und wieder ausziehen könnt: Am besten zumindest ein Longsleeve und eine Isolationsjacke, die aus Kunstfasern oder aus Wolle sein sollten. Atmungsaktiv lautet hier das wesentliche Merkmal, damit Körperwärme und Schweiß nach außen geleitet werden können.
Funktionsmaterialien können mittlerweile Erstaunliches leisten und einen guten Kompromiss aus Wasserdichte und Atmungsaktivität liefern. Dabei wird in der Regel mit einer Membran wie Gore-Tex oder Sympatex gearbeitet. Die Zusammensetzung bzw. Konstruktion der verwendeten Materialien entscheiden darüber, wie wasserdicht bzw. atmungsaktiv das jeweilige Kleidungsstück ist. Man spricht hier in der Regel von 2-lagigen, 2,5- und 3-lagigen Hardshells. Ihr könnt Euch folgende Faustregel merken: Je mehr Lagen, desto robuster, wasserfester aber auch schwerer und unbequemer und weniger atmungsaktiv ist das Kleidungsstück. Folgende Empfehlungen haben sich bewährt, aber wie bei allem zählt Eure individuelle Empfindung.
Für Bergtouren, während derer Ihr schnell in Schwitzen kommt, eignen sich 2-bis 2,5-lagige Regenjacken und Regenhosen
wobei sich für (Fern-)wandertouren in Schlecht-Wetter-Gegenden vor allem 2,5- bis 3-lagige Hartshells eignen.
die äußeren Schichten wie Regenjacke und Regenhose sollten im Zweifel immer eher atmungsaktiv als wasserdicht sein
regelmäßiges Imprägnieren ist wichtig, um den vollständigen Schutz zu erhalten
Mein persönlicher Tipp: Das Regencape. Ich nehme da gern eins, was leicht und so regenfest ist wie eine Plastiktüte. Ihr könnt es schnell an und ausziehen, es hat ein geringes Packmaß, trocknet schnell, und, das Wichtigste: Es kommt Luft von unten an den Körper. Das Cape ist allerdings nicht geeignet, wenn es windig ist.
Vor allem 2,5- bis 3-lagige Regenjacken der weniger atmungsaktiven Sorte würde ich mit Reißverschlüssen unter den Armen kaufen. Damit könnt Ihr einen Hitze- und Feuchtigkeitsstau verhindern.
- Achtet darauf, dass die Regenjacke nicht zu eng sitzt. Spätestens wenn Ihr eine isolierende Jacke darunter trägst, ist wichtig, dass die Isolationsschicht nicht zu sehr komprimiert wird, da sie sonst nicht mehr richtig wärmen kann und Eure Bewegungsfreiheit zu sehr einschränkt
- Die Kapuze sollte ausreichend Einstellmöglichkeiten besitzen, mit denen Ihr den Sitz anpassen könnt, damit sie ausreichend fest sitzt und nicht halb im Gesicht hängt
- Längere Ärmel schützen die Hände bei Regen und Kälte
- Achtet darauf, dass die Regenhose seitliche Reißverschlüsse mit zwei Schiebern hat, die bis ganz nach oben gehen. So müsst Ihr nicht die Schuhe ausziehen, um sie an- bzw. auszuziehen und kannst ggf. den oberen Reißverschluss oben ein wenig öffnen, um für eine gute Belüftung zu sorgen
- Die Regenhose kann meiner Meinung nach eher leicht sein, weil man an den Beinen weniger schnell auskühlt und mit Regenhose sehr viel schneller überhitzt. Wenn die Regenhose eher leicht und atmungsaktiv ist, kann man sie besser auch mal über Regenpausen hinweg tragen, sodass man nicht die ganze Zeit mit an- und ausziehen beschäftigt ist
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