Lost im Canyongewirr bei 35 Grad Celsius oder auf dem Berg mit einem drohenden Gewitter im Anmarsch? Das möchte man nicht erleben. Die gute Nachricht: Vorbereitung, die „richtige“ Wandernavigation und der gesunde Menschenverstand helfen dabei, sich zu orientieren und beim Wandern nicht verloren zu gehen. Im einsamer Wildnis und erst recht auf einem gut ausgebauten Wanderweg. Für die Orientierung beim Wandern und Trekking gibt es verschiedene Navigationsmöglichkeiten. Welche die beste ist, hängt sowohl von Euren persönlichen Präferenzen ab und auch davon, wie und wo Ihr unterwegs seid. Je anspruchsvoller die Wanderung und je weiter von der Zivilisation entfernt, desto weniger solltet Ihr Euch auf nur eine Variante verlassen.
Selbst in Deutschland kann man sich ohne Wandernavigation verlaufen, weil die Markierungen in Form von Schildern, farbigen Punkten oder Steinmännchen nicht durchgängig verlaufen oder es keine gibt. Das kann zumindest mehr Zeit, Anstrengung und Nervenstärke kosten. Welche Möglichkeiten gibt es also zusätzlich?
Eine analoge, einige würden
sagen „Old-School“-Navigationsmethode, ist die gute, alte Wanderkarte. Der
Einsatz einer Wanderkarte ist zwar nicht so kompliziert, wie es vielleicht auf
den ersten Blick scheinen mag. Etwas Wissen und vor allem auch praktische Übung
ist aber auf jeden Fall notwendig, um zum Beispiel den eigenen Standort auf der
Karte zu ermitteln. Dafür muss man immer wissen, wo man sich befindet. Dazu
gehört, dass Ihr (topografische) Karten lesen könnt und in regelmäßigen Abständen
das Gelände mit der Karte vergleicht, eventuell unter Zuhilfenahme eines
Kompasses. Wenn viele Referenzpunkte wie Berge oder Seen existieren, ist die
Orientierung per Wanderkarte ziemlich einfach. In Gegenden, in denen es keine
Wege gibt oder wenige Orientierungspunkte vorhanden sind -- wie zum Beispiel in
vielen Canyons in den USA -- finde ich die Wanderkarte nicht
so geeignet. Hier ist es wichtig, sich die Beschreibung des Weges anzueignen und gut auf die markierenden Steinmännchen zu achten.
Wander oder Outdoor Apps sind eine gute Option für die Wandernavigation, vor allem in besiedelten Arealen oder populären Wandergebieten. Sie sind einfach zu bedienen und flexibel anzuwenden bei der Routenplanung. Ihr größter Vorteil: Das Handy hat sowieso jeder bei sich. Man kann den eigenen Standpunkt orten (wenn man Empfang hat), Touren planen, die Wanderung tracken und vieles mehr.
Allerdings: Man braucht Mobilfunkempfang und Strom. Ersteres ist beispielsweise in Canyons oder auf dem Berg nicht immer gegeben. Und selbst mit genügend Leistung kann das Gerät theoretisch jederzeit den Geist aufgeben, auf einen Felsen fallen, wegen Hitze nicht benutzbar sein und von einer Sekunde auf die andere nicht mehr funktionieren. Auch nachteilig: Das Kartenmaterial ist in dünn besiedelten, abgelegenen Gebieten wie z. B. auf dem Colorado Plateau nicht immer geeignet.
GPS-Geräte sind im Vergleich zum Smartphone deutlich energiesparender, robuster gegenüber Wasser, Hitze und Kälte und haben oft auch einen leistungsstärkeren GPS-Empfänger. Vor allem für längere Touren in abgelegenen Regionen sind GPS-Geräte dem Smartphone vorzuziehen, da sie insgesamt viel verlässlicher sind. Auch hier solltet Ihr Euch nicht allein auf das GPS-Gerät verlassen, sondern zusätzlich noch Karte und Kompass oder das Handy dabei haben.
Wanderführer enthalten je
nach Ausführung mal mehr, mal weniger detaillierte Beschreibungen der Route und
oft auch Kartenabbildungen und Höhenprofile (die ebenfalls unterschiedlich nützlich
sind). Die Bücher eignen sich vor allem für die Auswahl der Routen im Vorfeld
und als Ergänzung, weil sie oft viele praktische und interessante Infos bereitstellen,
die über die eigentliche Wegfindung hinaus gehen. Für die Orientierung vor Ort kann
man einige von ihnen auch nutzen, sofern sie nicht zu schwer sind.
Das Wichtigste zum Schluss: Alle Navigationsgeräte nützen einem nichts, wenn man seinen Kopf nicht einschaltet - um seine Umgebung wahrzunehmen und um zu jedem Zeitpunkt mit gesundem Menschenverstand handeln und reagieren zu können.
- Einfache Wanderwege (z. B. in Deutschland): Wanderkarte und/oder Wander App
- Bergwanderungen (Alpen): (topographische) Wanderkarte plus Kompass und/oder Wander App
- Bergwanderungen Gebirge USA: (topographische) Wanderkarte plus Kompass, Wander App oder GPS
- Canyonwanderungen USA: (topographische) Wanderkarte plus Kompass und GPS
Wie sollte mein Tagesrucksack
beschaffen sein? Wie sinnvoll ist ein Wander-Navi im norddeutschen Flachland?
Und was mache ich, wenn ich auf einem abgeschiedenen Berg in der Sierra Nevada
„mal muss“? Für meine Bücher und den Blog mache ich „viel Strecke“ im Laufe
eines Jahres. Umso wichtiger ist die Ausrüstung. Meine persönlichen Erfahrungen
hiermit teile ich gern mit Euch.
Alle Rechte vorbehalten | One Step Beyond / Dagmar Grutzeck