Entlang der Hole-in-the-Rock Rd im Grand Staircase Escalante National Monument zu wandern ist immer eine aufregende Sache, weil man die holperige Dirt Road zunächst befahren muss, bevor man zu einem der Trailheads der zahlreichen Wanderungen gelangt. Die für mich aufregendste Wanderung in dieser Gegend zur Golden Cathedral im Neon Canyon durch den Fence Canyon habe ich gleich zweimal gemacht – und bin beim ersten Mal mit meiner damaligen Wanderbegleitung fast komplett verloren gegangen. Hier schreibe ich die Wanderung mit Hindernissen im Grand Staircase Escalante noch einmal für Euch auf. Macht es besser als wir beim ersten Versuch, ich sage Euch, wie es geht!
Den Namen des Wanderziels trägt die Golden Cathedral wegen ihrer hohen, steinernen Kuppel: Durch das kreisrundes „Fenster“ in ihrer Decke fällt zu bestimmten Tageszeiten Licht ein und zeichnet skurile Gebilde an den Sandsteinwände. Die Kathedrale befindet sich im Neon Canyon und es bedarf einiges an pfadfinderischem Geschick, um dorthin zu gelangen. Rund 10 mi östlich der Hole-in-the-Rock Rd befindet sich der Egypt Trailhead, wo die Tour zur Golden Cathedral startet. Am Egypt Trailhead breitet sich ein riesiges, buntes Labyrinth aus Canyons und gezwirbelten Erhebungen aus rotem Sandstein unter uns aus. Wie eine überdimensionierte Treppe nach unten stellt sich die steinerne Landschaft auf verschiedenen Ebenen dar.
Wir laufen zunächst abwärts in diese unbekannte Welt hinein. Steinmännchen weisen uns den Weg, der bald in Serpentinen über Slickrock abwärts in nordöstliche Richtung führt. Ich schaue mehrfach zurück und präge mir ein, von wo wir heruntergekommen sind. Nach 2,8 km erreichen wir den westlichen Rand vom tiefen Fence Canyon. Nun laufen wir fast eben in nördliche Richtung am Canyonrand entlang. Nach 3,5 km führt uns der Weg über Serpentinen in den Fence Canyon hinein und dreht in Richtung Osten. Wir erreichen nach 5,1 km den Escalante River. Genau hier durchqueren wir ihn und suchen auf der anderen Seite eine Ausstiegsstelle. Wir steuern nun durch dichte, hohe direkt Gräser auf eine Felswand zu…Tja, und nun? Wie geht der Weg zur Golden Cathedral weiter?
Auf jeden Fall müssen wir irgendwie nach rechts und ich erinnere mich dunkel, dass wir wohl diverse Male den Fluss durchqueren sollten auf dem letzten Stück, bis wir zum Eingang des Neon Canyon gelangen, wo sich die Golden Cathedral befindet. Wir schlagen uns durch dichtes Gestrüpp, folgen irgendwie dem Fluss, den wir rund zehnmal (!) durchqueren. Hmm, davon war doch in der Beschreibung nicht die Rede? Es ist heiß, wir haben Durst und fangen einen riesigen Streit an, als wir bemerken, dass wir uns hier unten verirrt haben – weit und breit ist keine weitere Menschenseele in Sicht. Wir sollten eigentlich nach 9 km die Golden Cathedral erreicht haben, der Weg durch den Neon Canyon eingerechnet. Oder waren es doch mehr? Ich erinnere mich nicht mehr genau. Nach rund 11 km geben wir auf, weil wir den Eingang einfach nicht finden. Glück im Unglück: Wir haben den Weg via GPS aufgezeichnet und können so den Weg zurück ermitteln. Leider haben wir auch zu wenig Wasser mitgenommen, so dass der Rückweg eine echte Qual wird. Nochmal Glück im Unglück: Wir haben zumindest noch reichlich Wasser im Auto, das am Trailhead steht.
Das zweite Mal bin ich allein, aber gut vorbereitet: Ich weiß, dass ab dem Fluss der knifflige Teil der Wanderung beginnt. Daher laufe ich so dicht wie möglich entlang der Felswand nach rechts in Richtung Südosten, bis ich nach wenigen Flussdurchquerungen und nach 6,6 km links den Eingang zum Neon Canyon erreiche. Der Neon Canyon hat hohe und sehr dekorative schwarz-braun gestreifte Wände. Der Weg führt nun moderat aufwärtsund gut sichtbarin Richtung Norden in den Canyon hinein. Nach 9,0 km bin ich sicher in der Golden Cathedral angekommen. Die Farben hier sind wahrlich warm und golden; das Licht wirft irre Muster an die Wand. Ich esse meinen Lunch und trinke eine Menge Wasser – kein Problem, da ich diesmal vier Liter mit mir führe.
Dann trete ich entspannt und glücklich den Rückweg an, um später nach Escalante zurückfahren, wo mich eine Dusche und ein richtiges Bett im Motel erwartet. Was allerdings noch passierte auf diesem Trip, erfahrt ihr in einem anderen Beitrag zum Thema "Frauen allein unterwegs".Habt Ihr Gefallen am Wandern auf dem Colorado Plateau gefunden? Dann möchte ich Euch den Neck Spring Loop im Canyonlands National Park sehr ans Herz legen.
-> Weiter Wandertouren in Utah und Arizona findet Ihr auch im Buch "Wandern auf dem Colorado Plateau".
1. Bereitet Euch richtig vor: Die Wanderung genau ansehen auf der Karte und ggf. mit GPS-Daten wandern
2. Auf dem Hinweg: Dreht Euch immer mal wieder um und prägt Euch das Szenario für den Rückweg ein
2. Plant genug Zeit ein
3. Habt immer, immer, immer mehr als genug Trinkwasser dabei
4. Kopfbedeckung nicht vergessen
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