Blog Post

Waldbrand aktuell

  • von Dagmar Grutzeck
  • 24 Okt., 2020
Blick auf das in Smog gehüllte Grand Staircase Escalante National Monument
Waldbrand in Utah

Ich weiß noch genau, wo ich das erste Mal persönlich mit dem Thema Waldbrand zu tun hatte. Das war auf meiner allerersten Wanderung für das Buch „Wandern in den Rocky Mountains“ im Grand Teton National Park. Der Glade Creek Trail führte mich und meine Wanderbegleitung tief ins Hinterland dieses schönen Parks. Außer uns war an diesem sonnigen Tag im Juli niemand unterwegs, außer vielen Mücken und vermutlich einigen Bären, von denen wir allerdings nur die Spuren sahen; aufregend genug für' s Erste. Wir wanderten für eine geraume Zeit durch verbrannten Wald, den ich dieser ausgeprägten Form so vorher nie gesehen hatte. Hier waren noch immer die verheerende Ausmaße des Huck Fires zu beobachten, die derzeit größte Feuersbrunst der Geschichte der westlichen USA, die 1988 im gesamten größeren Yellowstone-Ökosystem viel Vegetation vernichtet hat. Obwohl schon über 20 Jahre alt, reichten uns die aufgeforsteten Bäume bis kaum über die Schulter. Eine skurrile Atmosphäre herrschte dort, tote schwarze Bäume, die entweder zerstört in den Himmel zeigten oder als gefallene Stämme herumlagen. Einsam war es da draußen und alles was wir hörten, war der Wind, der das tote Holz zum Singen brachte.

Blick auf einen verbrannten Baumstamm Im Grand Teton National Park
Skurrile Formen auf dem Glade Creek Trail im Grand Teton National Park

Was macht einen Waldbrand so gefährlich?

Waldbrände gehören grundsätzlich zum natürlichen Ökozyklus in den Wäldern der USA. Sie verbrennen das Unterholz sowie tote Bäume und schaffen damit Platz für neues Wachstum. Man versucht sie zu kontrollieren, damit sie sich nicht zu sehr ausbreiten können. Häufig genug lassen sich die Feuer nicht so kontrollieren wie gewünscht und zu viel Wald wird vernichtet.

Die Bodenbrände beginnen meist während Trockenperioden. Sie können am Anfang noch vergleichsweise leicht gelöscht werden, sich aber durch Unterholz und trockene Vegetation auch schnell ausbreiten. Als Lauffeuer kann der Brand dann auch auf Stämme überspringen. Daraus können sich Vollfeuer entwickeln, die die Bodenvegetation, Stämme und Kronen erfassen und die sich rasant ausbreiten, auch breite Straßen und Wege überspringen können. Unter den klimatischen Bedingungen weiter Teile Mitteleuropas bricht ein solcher Vollbrand zusammen, wenn das ihn stützende Bodenfeuer niedergekämpft werden kann. Enthält die Vegetation anderer Klimazonen wie beispielsweise im Westen der USA weniger Feuchtigkeit, ist ein Vollbrand sehr schwer zu löschen und gerät außer Kontrolle. Für die Feuerwehr bedeutet das zumeist, dass sie das Feuer ohne Unterstützung aus der Luft nicht mehr eindämmen kann.

Blick auf einige verbrannte Espen und junge Tannen in den Rocky Mountains
Neues Wachstum: Espen siedeln sich als erstes wieder nach einem Waldbrand an wie hier in den Rocky Mountains

Klimawandel und Missmanagement

Die Waldbrände in den USA (und auch anderswo) nehmen an Umfang sowie Schwere und damit Vernichtungspotential zu, was insbesondere dieses Jahr 2020 deutlich macht. So sind in Oregon beispielsweise in einer Woche eine Million Hektar Land verbrannt, das ist soviel wie in den gesamten zehn Jahren zuvor. Und was wir bereits angenommen haben, kann jetzt bewiesen werden: Es gibt aktuell erste Belege dafür, dass die erhöhte Waldbrandfrequenz in Nordamerika zwischen den Jahren 1984 und 2015 auf den anthropogenen Klimawandel zurückgeführt werden kann. Laut einer Studie von Park Williams,im Jahr 2016 in den „Proceedings“ der US-amerikanischen nationalen Wissenschaftsakademie veröffentlicht,war die Fläche des von Waldbränden bedrohten Gebietes in den USA im Jahr 2015 zweimal größer als sie es ohne Klimawandel gewesen wäre, errechneten Wissenschaftler in einem Modellversuch. Das Ergebnis beruht auf der Annahme, dass der Klimawandel die einzige veränderliche Größe ist. Wie viel Brennstoff vorhanden ist, wie oft Feuer entzündet werden und wie gut Brände bekämpft werden können, wurde in beiden Szenarien mit den gleichen Werten eingerechnet.

Die wachsende Intensität der Brände liegt also einerseits am Klimawandel; die eh schon trockenen Sommer werden immer heißer sowie länger und lassen die Vegetation komplett austrocknen. Andererseits bemängeln Kritiker ein unzureichendes Forstmanagement, das zu wenig gegen die große Dichte der Wälder unternimmt. Wer von Euch also im Westen der USA wandert, wird unweigerlich auf verbrannte Areale treffen, die öde und trostlos aussehen, manchmal aber auch eine ganz eigene, skurrile Schönheit haben können.

Blick auf verbrannte Baumstümpfe im Yosemite National Park
Auf dem Weg zum Smith Peak im Yosemite National Park

Ein Waldbrand braucht einen Auslöser

Gewitter treten in den Bergen und Wälder des Westens der USA im Sommer häufig auf; ihre Blitze sind der Auslöser für viele Waldbrände. Aber der Mensch ist der größere Verursacher: Ein unachtsamer Umgang mit Campingfeuer, brennende Zigaretten, die in die Natur geworfen werden oder gar Brandstiftung können ausgedörrtes Buschwerk im Handumdrehen entzünden. Oftmals hat man mögliche Ursachen vielleicht gar nicht im Blick: Wenn die Streuschicht am Waldboden durchgetrocknet ist, kann es beispielsweise schon ausreichen, ein Auto mit heißem Motor abzustellen. Vor allem die harzhaltige Streu von Nadelbäumen fängt sehr leicht Feuer und brennt stark.

Blick auf die Grafik eines Kastens mit Fakten zum Thema
Fakten zum Thema "Waldbrand"
von Dagmar Grutzeck 14. September 2024
Der dritte Part des Crosstown Trail quer durch San Francisco führt zum Grand View Park. Kommt mit und genießt die schönsten Blicke über die Stadt!
von Dagmar Grutzeck 24. Juli 2024
Ihr wollt in die USA reisen? Was Ihr beim Autofahren in den USA beachten müsst erfahrt Ihr hier.
von Dagmar Grutzeck 10. Juli 2024
Zwischen Stadtdschungel und bunten Wassertanks: Kommt mit und wandert den zweiten, 4,8 km langen Teil des Crosstown Trail durch San Francisco!
von Dagmar Grutzeck 16. Mai 2024
Ihr wollt den schönen Hamburger Norden im Mai entdecken? Hier findet Ihr alle Einzelheiten zur tollen Wandertour vom Kupferteich zum Raakmoor!
von Dagmar Grutzeck 25. Januar 2024
Ihr wisst nicht genau, welche Regenkleidung zum Wandern bei schlechtem Wetter geeignet ist? Dann lest hier, wir Ihr trocken bleibt, ohne ins Schwitzen zu kommen!
von Dagmar Grutzeck 23. Dezember 2023
Ihr seid in San Francisco und wollt mal ganz neue Facetten der Stadt kennenlernen? Lest hier, was Ihr Tolles machen könnt und gleichzeitig Euer Reisebudget schont!
von Dagmar Grutzeck 29. November 2023
Macht es mir nach und wandert den ersten Teil des 24 km langen San Francisco Crosstown Trail quer durch die Stadt. Ihr lernt garantiert viel Neues!
von Dagmar Grutzeck 26. Oktober 2023
Die Wanderung zum Tolmie Peak Fire Lookout garantiert grandiose Blicke auf Mount Rainier in Washington -- mit moderatem Aufwand. Ihr wollt wissen, was Euch erwartet? Lest hier alles Wissenswerte zu dem Trip!
von Dagmar Grutzeck 11. Oktober 2023
Dieser Beitrag fasst zusammen, was ein ethischer und verantwortungsvoller Umgang mit der Natur bedeutet. Hättet Ihr alles davon gewusst oder gar Egänzungen?
von Dagmar Grutzeck 21. September 2023
Ihr seit im Crater Lake National Park und wollt den See mal von oben sehen? Dann macht wie ich die kurze Tour auf den Mount Scott. Lest hier, wie das geht!
Show More
Share by: