Wilde Schluchten sind auch in Europa zu finden. Kreta, die große griechische Mittelmeerinsel, wartet nicht nur mit hohen Bergen auf, sondern auch mit tiefen, dramatischen Canyons. Die wohl spektakulärste von ihnen ist die Samaria-Schlucht. Wandern in diesem tief eingeschnittenen Canyon, der zur Omalos-Hochebene im Samaria-Nationalpark gehört, ist ein beliebtes Highlight, daher ist es nicht gerade einsam dort. Ganze Busladungen landen in Xyloskalo an, dem Ausgangspunkt der Samaria-Schlucht-Wanderung, und werfen wanderwillige Touristen aus, die oft eine organisierte Tour gebucht haben.
Die Samaria-Schlucht-Wanderung ist für alle diejenigen von Euch geeignet, die mit einer durchschnittlichen Fitness ausgestattet sind. Die Tour führt einen meist steinigen Weg von oben nach unten, wo sie am Meer in Agia Roumeli endet. Achtung: Will man nicht zurücklaufen, muss man dort die Fähre und später noch den Bus/das Taxi nehmen, um zum Ausgangspunkt zurückzugelangen. Trotz der vielen Menschen ist die Samaria-Schlucht auf Kreta unbedingt die etwas komplizierte An- und Abreise wert. Ihr wollt die Samaria-Schlucht auf eigene Faust erkunden? Lest hier, wie das am besten geht.
Wer die ganze Samaria-Schlucht auf Kreta wandern will, sollte in Xyloskalo beginnen. Ich breche ich früh auf, damit ich um 7.00 Uhr am Ausgangspunkt sein kann. Allein schon meine ca. 1,5 stündige Anreise von Chania ist etwas Besonderes: Die Straße schraubt sich bald in die Höhe und passiert nach rund 45 Minuten das weiße Bergdorf Lakkoi, die letzte größere Siedlung hier. Von dort aus führt sie dann über die Hochebene von Omalos im milden Licht der aufgehenden Sonne zum nördlichen Eingang des Samaria-Nationalparks. Hier startet die Samaria-Schlucht-Wanderung für alle, die die gesamte Schlucht hinunter wandern wollen.
Ich parke am Seitenstreifen der Hauptstraße kurz vor Ende der Straße und spare mir so die Gebühr für den öffentlichen Parkplatz. Die wenigen Extra-Meter sind leicht zu bewältigen und so früh am Morgen ist auch noch genug Platz vorhanden.
-> Zweimal am Morgen fährt auch ein öffentlicher Bus von Chania direkt bis nach Xyloskalo (Stand 2023). Fahrzeit: Rund eine Stunde.
Ich mache eine längere Pause und laufe dann über die Brücke auf die andere Seite zurück, um dem Weg weiter zu folgen und den Rest der Samaria-Schlucht zu durchwandern. Nach 8,2 km verengen sich die dunklen Canyonwände und stehen jetzt fast senkrecht mehrere 100 Meter hoch. Hier unten blüht der Oleander üppig im weißen Gestein, es ist einfach nur zauberhaft. Der Weg führt nun durch das trockene Flussbett. Nach 10,0 km laufe ich oberhalb des Flusses, der nun wieder Wasser führt. Ich muss jetzt häufig über Steine springen oder über Brücken laufen und die Flussseiten wechseln. Die Schlucht ist jetzt auch wieder breiter. Nach 11,7 km führt der Weg wieder ein kurzes Stück nach oben und in den Wald. Der Ausgang ist nach anstrengenden 14,1 km erreicht. Jetzt muss ich aber noch rund 3 km zur Fähre nach Agia Roumeli laufen – durch die Mittagshitze und ohne Schatten. Nach 5 Stunden und insgesamt 16,3 km entere ich völlig erschöpft und erfüllt von Eindrücken eine Taverne in Agia Roumeli für eine längere, sehr verdiente Pause, bis ich um halb sechs die Fähre nach Sougia nehme. Von dort aus fährt ein Bus gleich im Anschluss zurück nach Xyloskalo.
-> Die Fähre nach Sougia fährt einmal am Tag um 17.30 Uhr (Stand 2023). Dort kann man direkt im Anschluss einen Bus nehmen, der die Wandernden zurück nach Xyloskalo bringt. Tickets für die Fähre und den Bus sind online buchbar. Reisezeit insgesamt von Agia Roumeli bis nach Xyloskalo: Rund zwei Stunden.
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