Heute besuche ich zum ersten Mal den Mount Rainier National Park. Auf diesen National Park freue ich mich besonders -- weil der Vulkan Mount Rainier wegen seiner 26 Gletscher eine Besonderheit darstellt, außerdem sehr hoch ist und sich ohne Konkurrenz direkt aus der Ebene erhebt. Das kündigt sich bereits bei der Anfahrt von Weitem eindrucksvoll an. Ich fahre zunächst nach Sunrise, um von dort aus die drei Burroughs Mountains zu erwandern. Von dort – insbesondere vom dritten Burrough Mountain aus – soll man einen tollen Blick auf Washingtons „king of the mountains“ haben. Sunrise liegt bereits auf 2.000 m Höhe und bereits von hier habt Ihr umwerfende Blicke auf den Mount Rainier und die umliegende Bergwelt. Bevor ich wandere, gehe ich noch einmal kurz in die Ranger Station, um mich nach den Wetterverhältnissen im Mount Rainier National Park zu erkundigen. Der Ranger hat nur ein wenig Dunst zu vermelden, ansonsten soll es sonnig und schön sein. Er berichtet noch von einem zimtfarbenen Schwarzbären, der regelmäßig seine Runden dreht, aber gut erzogen sei wie alle Bären im Park. Dennoch muss man natürlich immer vorsichtig sein und die allgemeinen Regeln im Umgang mit den großen Wildtieren befolgen. Ich hoffe sehr auf eine Bärbegegnung in sicherer Entfernung.
Meine heutige Wanderung zu den Burroughs Mountains startet oberhalb der Sunrise Lodge. Der Burroughs Mountain Trail ist ausgeschildert und führt zunächst aufwärts durch eine Wiese nach oben. Ich bin hier bereits hochalpin unterwegs -- der schneebedeckte Mount Rainier linkerhand scheint zum Greifen nah. Der Weg verläuft bald nach links über einen kleinen Sattel und dann weiter am Hang entlang (Sourdough Ridge). Die Ausblicke, die sich rechts hin und wieder auf die umliegende Bergwelt offenbaren, sind auch nicht zu verachten. Der Weg ist sehr gut ausgebaut, die Umgebung ist felsig und mit Tannen durchsetzt. Ich blicke links auf kleinere, runde Berge, dahinter erhebt sich Mount Rainier in seiner gigantischen Größe. Nach rund einer Meile verläuft der Weg in einer Linkskurve und ich passiere den Frozen Lake. Nach 1,9 km erreiche ich eine Kreuzung mit fünf Abzweigen, ich nehme den zweiten von links, der auch als Burroughs Mountain Trail gekennzeichnet ist. Hier bin ich bereits oberhalb der Baumgrenze, nur noch ein paar Sträucher und Gras bedecken die kargen Hänge.
Nach 2,4 km – ich traue meinen Augen kaum – entdecke ich einen riesigen Bären. Ungerührt frisst er Gras am Hang oberhalb vom Weg -- nur rund 30 Meter von mir entfernt. Er interessiert sich scheinbar so gar nicht für mich, aber als ich weitergehe und mich umdrehe, bemerke ich, wie er mir nachschaut. Ich bin ganz beglückt – so nah hatte ich vorher noch keinen gesehen.
Rechts bleibt das Tal hinter uns zurück und nach 3,2 km
haben wir den ersten Burrough Mountain erreicht. Ab jetzt sind deutlich weniger
Leute unterwegs. Nach dem ersten Burrough Mountain führt ein Sandweg steil auf
den 2. Burrough, den ich nach 4,5 km erreiche. Jetzt kann ich die Spalten des blaugrau
glitzernden Winthrop Gletscher sehen. Zum dritten Burrough geht es erst mal
abwärts, der Weg ist nicht ausgeschildert, aber man kann den Trail sehr gut
sehen. Jetzt sind kaum noch Leute unterwegs. Nach 5,1 km teilt sich der Weg,
ich folge rechts dem angezeigten Burroughs Mountain Trail. Nach 5,4 km geht
noch einmal relativ steil aufwärts, zum Ende hin führt ein Pfad durch Stein und
Fels. Nach 6,9 km bin ich oben auf dem dritten Burrough. Der Mount Rainier
sieht von hier gewaltig aus und der Gletscher wie zum Greifen nah. Leider ist
es heute ein wenig diesig, daher trete ich bald den Heimweg an.
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