Der Tag meiner Wanderung auf dem Neck Spring Trail beginnt mit
einer tierischen Begegnung:Nach einer windigen Nacht im Zelt stören Unmengen an
Wespen mein Frühstück – und das Anfang Oktober! Menschen, die es wissen
müssen, hatten mich vor Kleinsttieren gewarnt, die sich im Colorado Plateau
tummeln.Dabei hatten meine wohlmeinenden
Reisebekanntschaften Skorpione, Spinnen und Schlangen im Sinn. Die lästigen Insekten sind an allem interessiert,
was ich gerade so auftische. Vor allem an Flüssigkeiten, wie es aussieht. Eine
von ihnen ertrinkt in meinem Kaffeewasser, sie tut mir Leid. Daraufhin bleiben
die anderen weg, erstaunlich. Ich trinke unbehelligt meinen Kaffee zu Ende mit
Blick auf Mesas und Canyons.
Dann wird es Zeit, den Neck Spring Loop in Angriff zu nehmen.Mein Campingplatz liegt rund sechs Kilometer von meinem Ziel entfernt.
Der Neck Spring Loop befindet sich im Canyonlands Nationalpark im Abschnitt Islands in the Sky. Das Gebiet gehört zum Colorado Plateau, den Hochwüsten
Utahs, Arizonas und Nevadas. Der Trail ist rund 9,5 Kilometer lang – und damit
eigentlich relativ kurz!Kurz hinter dem Eingang des Canyonlands Nationalparks
befindet sich der Neck Spring Trailhead relativ dicht neben der Straße. Das klingt, als sei der Weg überlaufen, aber
das ist nicht der Fall – 90 % der zahlreichen Besucher laufen nur bis zu
den Aussichtspunkten und dann wieder zurück zum Auto.
Nach 5,3 km führt der Weg über Slickrock (glattes Gestein) rund 200 m
steil nach oben. Technisch ist dies kein Problem. Ich laufe stetig
und langsam und finde meinen eigenen Weg den Hang hinauf. Da ich Wanderschuhe mit
Profil trage, habe ich einen sehr guten Halt. Wenn es regnet, sollte ihr jedoch
auf keinen Fall über Slickrock laufen. Oben angekommen habe ich fantastische
Blicke in den Canyon, aus dem ich gerade herausgeklettert bin, und darüber hinaus in
die weite, zerklüftete Landschaft des Canyonlands Nationalpark. Ich laufe den
Rundweg mehr oder weniger eben am oberen Canyonrand weiter und erhalte spektakuläre
Blicke in die zerklüftete Landschaft und später auch auf die La Sal Mountains,
die in weiter Ferne sichtbar werden. Nach rund 7 km überquere ich wieder die
Straße. Auf der anderen Straßenseite führt der Weg weiter. Die letzten 600 m
laufe ich entlang der Straße zurück zum Parkplatz. Ein kurzes Stück Straße führt
über „The Neck“, einen Sattel, zu dessen beiden Seiten rote Gesteinswände fast
vertikal abfallen. Zum Schluss der Wanderung ist dies noch einmal ein
beeindruckendes Highlight.
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