Wer nach einer schönen nicht zu anstrengendene Wanderung auf der Ostseite des Yosemite
National Park Ausschau hält, ist mit der Tour zum Mono Pass bestens beraten. Dies ist ein mittelschwerer Trip in einer
reizvollen Landschaft mit fulminantem Ausblick am Ende. Vom Mono Pass könnte
man sogar weiter durch den Bloody Canyon in den Inyo National Forest wandern, hierfür benötigt man jedoch einen Shuttle, der den ambitionierten Wanderer auf der anderen Seite aufsammelt.
Von Lee Vining auf der Ostseite des Yosemite National Park aus kommend fahre ich zunächst rund 45 Minuten
bis zum Trailhead. Neben mir ragen bereits die typischen, riesige Granitberge des Nationalparks auf, während ich
auf der gut ausgebauten Straße schnell an Höhe gewinne. Blauer Himmel und
goldenes Herbstlicht setzen die grandiose Landschaft in Szene, die ich so sehr mag.
Direkt am Parkplatz startet der Mono Pass Trail bergab durch einen Pinienwald. Bald öffnet sich der Weg und führt über die Dana Meadows. Rechts und vor mir werden die ersten Berge sichtbar. Der Weg führt nach einer knappen Meile moderat aufwärts. Nachdem wir erneut ein kleines Tal durchlaufen haben, führt der Weg jetzt links weiter aufwärts am Hang entlang. Das Tal bleibt rechts neben mir zurück, während ich mehrere kleine Anhöhen erklimme; moderate Aufwärtspassagen wechseln sich mit abwärts verlaufenen Wegabschnitten ab. Weit vor mir kann ich Mammoth Peak ausmachen. Der Weg verläuft nun für eine Weile oberhalb entlang eines Flusses, der nur sporadisch durch die Bäume sichtbar wird. Ich identifiziere den frischen Abdruck einer Bärentatze im feuchten Boden und bin etwas beunruhigt. Nach 3,7 km teilt sich der Weg; für mich geht es links weiter zum Mono Pass. Jetzt führt der Weg zunächst steiler bergauf durch den Wald und nach rund 5,1 km erreiche ich die Baumgrenze. Nun kann man weit in das rechts liegende Hochtal schauen und die schneebestäubten Gipfel des Kuna Crest erkennen.
Nach 5,9 km ist Mono Pass mit dem Summit Lake erreicht. Ich bin von rotbraunen Hügeln umgeben, auf denen kaum ein Baum wächst; die Einsamkeit und die karge Schönheit der Landschaft sind fast greifbar. Der Clou offenbart sich nach rund einem weiteren Kilometer auf dem Weg in den Bloody Canyon hinein: Von hier aus kann man in weiter Ferne den türkisblauen Mono Lake sehen, ein unwirklicher Anblick und ein großer Kontrast zu der Landschaft hier oben. Auf dem Rückweg treffe ich auf den Verursacher des Tatzenabdrucks: Ein junger Bär läuft mir über den Weg, ein zweiter folgt ihm. Sie suchen sehr schnell das Weite und ich freue mich trotz Herzklopfen über dieses weitere Highlight am Ende meiner Wanderung.
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