Stadtwandern in Hamburg ist toll – leider fehlen die (hohen) Berge. Daher mache ich mich manchmal auf und reise nach Bayern und gehe in Mittenwald wandern. Oder in Garmisch-Partenkirchen. Oder am Walchensee.
Der Winter in Hamburg ist lang und dunkel. Daher freue ich mich dieses Jahr besonders auf ein selbst organisiertes Highlight: Wandern rund um Mittenwald ist nie ein Fehler und nun habe ich dort das Winterwandern für mich entdeckt. Eine abwechslungsreiche Tour, die fast immer „geht“, führt von Mittenwald über die Ederkanzel, Lautersee und Ferchensee hinauf zum Hohen Kranzberg und dann retour nach Mittenwald. Zum Hohen Kranzberg von Mittenwald zu wandern und zurück ist machbar für alle, die mit einer durchschnittlichen Fitness ausgestattet sind. Hier stelle ich die Rundtour vor, kommt doch einfach mit und macht es mir nach!
Die altrosa Kirche St. Peter und Paul ist der zentrale und gut sichtbare Ausgangspunkt für meinen Rundwanderweg. Er führt mich zunächst noch ein Stück durch den Ort auf der Straße „Am Obermarkt“ und dann auf die Innsbrucker Straße. Bald verlasse ich Mittenwald und erreiche nach 1,2 km rechts einen Abzweig: Hier biege ich auf den Weg „Am Körberl“ ab. Es wird jetzt deutlich ländlicher. Die Sonne hat schon einige Kraft und scheint, als wäre es ihr letzter Tag. Der Weg führt durch Wald und an Graslandschaft vorbei. Links von mir plätschert die Leutascher Ache und ich habe tolle Blicke auf das Karwendelgebirge. Nach 2,1 km führt der Weg in den Wald an der Geisterklamm vorbei. Vor dem Betreten im Winter wird gewarnt und so gehe ich am Eingang vorbei. Nach 2,6 km erreiche ich das zurzeit nicht bewirtschaftete Gasthaus Gletscherschliff. Der Weg, eine alte Forststraße, führt moderat aufwärts–hier ist es aktuell vereist und nicht gestreut! Daher lege ich meine Leichtsteigeisen an, die ich für diesen Fall mitgenommen habe. Vom Gletscherschliff aus laufe ich nun auf der verschneiten Straße in Richtung Leutasch in Österreich – Autos kommen mir allerdings nicht entgegen. Nach 4,1 km erreiche ich eine größere Straße; hier biege ich rechts ein und laufe 200 m. bis ich auf der linken Seite den Einstieg in den Wald nehme. Hier ist nun die Ederkanzel ausgeschildert. Der Weg führt mich relativ steil aufwärts. Mein erstes Etappenziel, die Ederkanzel, erreiche ich nach 5,3 km. Der Blick hinüber nach Tirol ist sagenhaft und das große Stück Nusskuchen mit Sahne kommt jetzt auch richtig gut.
Nach meiner verdienten Pause mache ich mich auf und laufe die nächste Etappe: Es geht jetzt durch den Wald bergab in Richtung Lautersee. Nach 6,3 km erreiche ich eine Straße, die ich überquere. Auf der anderen Seite führt der Wanderweg weiter und kurze Zeit später kommt der bezaubernde Lautersee in Sicht. Ich laufe nun rechts am See entlang. Im Sommer ein toller Badesee, besticht er jetzt mit glitzernder Eisfläche und weißbesteubter Bergkulisse. Nach 7,1 km führt der Weg dann rechts am Hang aufwärts zum Ferchensee. Ich schwitze ein wenig und bin froh über meine neue Jacke, die atmungsaktiv ist und Hitze gut nach draußen leitet sowie mich gleichzeitig im schattigen Wald warm hält. Nach 8,8 km ist der etwas kleinere Ferchensee erreicht. Ich laufe rechts an seinem nördlichen Ufer entlang, bis ich kurz hinter der Gaststätte nach 9,5 km rechts den Abzweig zum Hohen Kranzberg entdecke.
Jetzt
geht es noch einmal eine gute Stunde aufwärts. Der Weg durch lichten Wald macht
nur Freude: Je höher ich komme, umso besser die Blicke auf die umliegende
Bergwelt. Nach 12,3 km erreiche ich den Gipfel des Hohen Kranzberg, schade,
dass die Gaststätte hier im Moment nicht bewirtschaftet wird (Stand 2023). Zu
dieser späten Stunde bin ich ganz allein hier oben und genieße das rosapinke
Farbenspiel der untergehenden Sonne sowie die eigenartige Ruhe, die dieser Ort
gerade ausstrahlt. Der Panoramblick auf das Karwendel und den Wetterstein ist einfach nur großartig, ich würde gern länger bleiben und der Sonne beim Untergehen zuschauen.
Jetzt muss ich mich allerdings beeilen, da das Licht sich verabschiedet. In einer Stunde wird es stockdunkel sein. Ich laufe die schmale Straße hinunter. Sie ist zwar mit Schnee bedeckt, aber auch mit Sand bestreut, so dass ich meine Leichtsteigeisen nicht anlegen muss. Vorsicht, der Weg beinhaltet steile Passagen vor Allem am Anfang des Abstiegs.
Ich passiere die Bergstation vom Kranzberg, die Ihr alternativ für die Rückkehr nach Mittenwald benutzen könnt. Ich laufe am Bergasthof St. Anton vorbei und erreiche nach 15,2 km den Ort. Nach 16 km bin ich wieder an der Kirche angelangt und freue mich auf mein Abendessen.
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