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Kamera beim Wandern: Tipps und Tricks im Fokus

  • von Dagmar Grutzeck
  • 03 Jan., 2021
Eine Frau beim Wandern mit Kamera
Neben den Wanderschuhen das Wichtigste: Die Kamera beim Wandern
In diesem Beitrag dreht sich alles rund um die Kamera beim Wandern – und damit zusammenhängend die Landschaftsfotografie – ein großes Thema. Hier möchte ich denjenigen von Euch einige wichtige Aspekte vorstellen, die vielleicht noch nicht so viel Erfahrung haben. Eines gleich vorne weg: Das Wichtigste bei jeder Form der Fotografie ist das Motiv und die Stimmung – die Kamera ist „nur“ Mittel zum Zweck.
Rate-Bild: Ist das Foto mit dem Handy oder einer Kamera aufgenommen worden?
Handy-Bild oder Kamera-Foto?

Handy oder hochwertige Kamera beim Wandern?

Daher soll es hier sowohl um die Kamera als auch den Bildaufbau gehen und wie mit simplen Einstellungen und Tipps ein besseres und interessanteres Foto entsteht. In dem Zusammenhang stellt Ihr Euch vielleicht die Frage, ob Ihr überhaupt noch eine hochwertige Kamera zum Wandern braucht oder ob es das Handy nicht auch tut. Für Urte Sturm, Outdoor-Fotografin aus Hamburg, ist der Unterschied so wie der zwischen Fast Food und einem Gourmet-Essen. Auf den ersten Blick scheint das Handy-Foto genauso gut zu sein wie eines, das mit einer Kamera gemacht wurde. Urte Sturm sieht jedoch große Unterschiede bei der Bildauflösung, der Bildqualität und der Individualität der Bildgestaltung. Ihr könnt die Unterschiede auch meist selbst sehen. Ein Handy-Foto erreicht niemals die Komplexität und die Tiefe, die ein Foto mit einer Kamera erreichen kann, bei der die Blende, Belichtungszeit,  Iso-Wert und Brennweite (über das Objektiv) manuell eingestellt werden können. Wichtig für die Wanderer unter Euch ist die Größe und das Gewicht der Kamera.

Das ist wichtig bei einer Kamera – nicht nur beim Wandern

Blende

Apropos Blendeneinstellung, eine der wichtigsten Funktionen, über deren individuelle Bedienung man sehr viel beeinflussen kann in Hinblick auf gewollte Schärfen und Unschärfen. Hier gilt, je geschlossener die Blende (je größer die Blendenzahl) ist, desto größer wird die Tiefenschärfe (auch Schärfentiefe) und umgekehrt. Je mehr Tiefenschärfe, desto mehr in Eurem Bild wird scharf. Möchtet Ihr eine geringe Tiefenschärfe, zum Beispiel, weil Ihr ein Tier oder einen Baum vor dem Hintergrund freistellen möchtet, dann wählt man eine offene Blende (kleine Blendenzahl), zum Beispiel f/2.8. Der Hintergrund wird dann unscharf. Möchtet Ihr hingegen eine hohe Tiefenschärfe – und das streben wir in der Landschaftsfotografie oft an – muss die Blende geschlossen werden. Neben der Tiefenschärfe gibt es allerdings noch einen weiteren Effekt, die sogenannte Beugungsunschärfe. Je mehr Ihr abblendet, desto mehr Licht wird an den Blendenlamellen gebrochen. Das wiederum führt zu einer geringeren Gesamtschärfe des Fotos, es wirkt zunehmend „matschig“. Daher ist es keine gute Idee, unendlich abzublenden. Für die maximale Schärfe probiert einfach die verschiedenen Blenden aus.

Mit der Kamera beim Wandern geschossen: das Foto eines Pfeifhasen
Kamera-Foto mit interessanter Perspektive bei offener Blende

Belichtungszeit

Die zweite wichtige Einstellung: Die Belichtungszeit gibt an, wie lange der Verschluss der Kamera geöffnet bleibt, um Licht auf den Sensor zu lassen. Sie wird daher auch Verschlusszeit genannt und ist entscheidend dafür, ob das Bild richtig belichtet wird. Die Belichtungszeit hat indirekt auch Einfluss auf die Schärfe. Je dunkler Euer Motiv ist und je mehr Ihr abblendet, desto länger ist die notwendige Belichtungszeit. Je länger Ihr belichtet, desto höher also die Gefahr von Unschärfe, wenn Ihr nicht mit einem Stativ arbeitet.

ISO-Wert

Die ISO-Zahl bestimmt die Empfindlichkeit des Kamerasensors, also wie viel Licht innerhalb einer bestimmten Zeit auf den Sensor gelangt. Je größer der Wert, desto heller wird das Bild. Durch die Erhöhung des ISO-Wertes könnt Ihr die notwendige Belichtungszeit verkürzen, um ein scharfes Bild zu erhalten. Hierbei gilt die Faustregel, dass sich mit einer Verdopplung der ISO-Zahl (z. B. von ISO 100 auf ISO 200) die Belichtungszeit halbiert. Bei vielen modernen Kameras könnt Ihr den ISO-Wert als Automatik einschalten. Ich mache das meistens so, weil mir das sonst zu viel Aufwand ist.

Brennweite

Die Brennweite bestimmt zusammen mit der Sensorgröße den Bildwinkel, also wie viel aufs Bild kommt und wie nah oder fern es abgebildet wird. Auch die Brennweite hat indirekt Einfluss auf die Schärfe. Je größer nämlich die Brennweite ist, desto länger ist die notwendige Belichtungszeit und damit auch die Gefahr von Verwacklungsunschärfen. Deswegen sieht man in den Nationalparks der USA an den Hotspots für Tierbeobachtung auch häufig ganze Horden von Hobbyfotografen auf Campingstühlen sitzen, mit aufgebauten Stativen und riesigen Objektiven, darauf wartend, das der Bär sich zeigt.
Abbildung einer Frau, die beim Wandern ein Foto macht und die Kamera auf einer Brücke abstützt
Alternative zum Stativ

Die Bildkomposition und die Lichtverhältnisse

Viele Outdoor-Fotografen recherchieren ihre Fotomotive schon im Vorwege, um die richtige Stimmung und den richtigen Standort zu ermitteln für den optimalen Bildausschnitt. Das mache ich nicht, weil bei mir das Wandern im Vordergrund steht. Außerdem ist spontan manchmal besser, weil lebendiger. Aber ich muss mit dem leben, was ich vorfinde.

Tages- und Jahreszeit

An Motiven mangelt es meist nicht, allerdings erwische ich häufig die grelle Mittagssonne, die Kontraste gern verschwinden lässt und die Farben unschön ausbleicht. Ich stelle mich daher dann gern selbst in den Schatten unter einen Baum oder ich mache die Fotos auf dem Rückweg. Morgens und abends sowie im Frühjahr und im Herbst ist das Licht zum Fotografieren generell besser, weil weicher.

Die Perspektive

Durch die Wahl der Perspektive könnt Ihr ein und dasselbe Motiv in völlig unterschiedlichen Sichtweisen präsentieren. Vielleicht versucht Ihr einmal, den Kamerastandpunkt dazu möglichst tief unter Augenhöhe wählen. Aus dieser sogenannten Froschperspektive wirkt alles sehr gewaltig. Außerdem eignet sich die Froschperspektive bestens, das Bild dreidimensional aufzubauen. Durch die Bodennähe kann man einen dominanten und plastischen Vordergrund in das Foto integrieren, zum Beispiel auf der Erde liegende Steine. Auch die Vogelperspektive ist faszinierend, weil sie die Welt aus einer nicht alltäglichen Sicht von oben zeigt. In dieser Perspektive könnt Ihr die verschiedenen Ebenen des Motivs besonders plastisch staffeln. Je höher Ihr kommt, desto abstrakter und minimaler wirkt die Welt unter Euch.

Der Bildaufbau

Ziel sollte es sein, räumliche Tiefe zu erschaffen und den Blick des Betrachters zu lenken und zwar so, dass er zum Hauptmotiv geführt wird. Dazu müsst Ihr dieses und alle weiteren Elemente überlegt im Bild platzieren. Keine gute Idee, wenngleich weit verbreitet: Das Hauptmotiv einfach in die Mitte zu setzen. Der Bildaufbau wirkt dann häufig statisch und lieblos, der Komposition fehlt es an Spannung. Es gibt gängige, künstlerische Gestaltungsregeln, an denen Ihr Euch orientieren und mit denen Ihr spielen könnt. Z. B. der „Goldene Schnitt“, bei dem das Hauptmotiv an einem definierten Punkt eines Rasters platziert wird. Die Drittelung des Bildes wiederum ermöglicht Euch die Betonung auf unterschiedliche Bildteile wie z. B. den Himmel oder, andersherum, den Vordergrund. Eine weitere Gestaltungsmöglichkeit ist es, dass Bild in Ebenen zu unterteilen. Das verleiht dem Foto Struktur und hilft dem Betrachter somit, sich im Bild zu orientieren. Außerdem unterstützt es die räumliche Wirkung des Fotos. Es hat sich bewährt, in drei Ebenen zu arbeiten und dem Bild einen Vordergrund, eine Mittelebene und einen Hintergrund zu geben. Es gibt noch viel mehr Gestaltungsregeln, allerdings möchte ich Euch ermutigen, lieber selbst loszuziehen und mit einigen wenigen Hintergrundinformationen Eure Erfahrungen zu machen und Euren Stil zu finden.
Grafik mit Tipps zum Kauf einer Kamera fürs Wandern
Tipps für den Kauf einer Kamera auf einen Blick

Kamera im Fokus

Brauche ich heutzutage überhaupt noch eine Kamera, oder reicht ein Handy zum fotografieren unterwegs aus? Sind Wanderstöcke nützlich oder lästig? Und was mache ich auf einem abgeschiedenen Berg in der Sierra Nevada mit „Human Waste“? Wenn Ihr in den USA weitere Strecken wandern gehen wollt, solltet Ihr Euch vorbereiten. Wenn ich auf Wandertour gehe, recherchiere ich viel im Vorwege und mache dann den Live-Check. Das betrifft die Wanderausrüstung, die Kleidung, das Camping sowie die Bedingungen vor Ort und vieles mehr. In der Rubrik "Im Fokus" teile ich gern meine Erfahrungen mit Euch. Übrigens gelten die Empfehlungen auch außerhalb der USA.

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