Nach zwei Jahren bin ich kurz vor Weihnachten endlich einmal wieder in den USA unterwegs, dem Land, für das ich ursprünglich das Buch- und Blogprojekt angefangen habe. Wie komme ich unter auf dieser Reise durch das ausgesprochen kalte Utah? Kann man im Winter campen? Auf jeden Fall, wenn man gut vorbereitet ist und bereit, auf Komfort zu verzichten. Im Winter campen ist fast so wie im Sommer campen – allerdings nur fast. Über die Unterschiede und meine Erfahrungen beim Zelten im Winter berichte ich Euch im folgenden Beitrag. Außerdem verrate ich Euch meine ultimativen Tipps – damit das Campen im Winter ein tolles Erlebnis wird.
Noch
einmal raus – bevor der Winter kommt. Das dachte ich mir im November, als ich
kurzfristig einen Flug nach Utah buchte. Ich war noch nie im Winter auf dem
Colorado Plateau gewesen und war gespannt auf die Lichtverhältnisse und das Campen im Winter – mitten in
der Pampa, wie ich es gern zu tun pflege, allerdings normalerweise bei wärmeren
Temperaturen. Ich rede wohlgemerkt vom Campen mit einem Zelt, nicht mit einem
RV, das geht natürlich auch...aber hey, das ist doch nur der halbe Spaß.
Meine erste Station ist der Zion Nationalpark. Hier kann man sehr gut auch im Winter campen – sofern man bereit ist, die nächtlichen Minustemperaturen hinzunehmen und sofern es nicht schneit oder regnet. Nachmittags stelle ich bei rund 20 Grad Celsius und Sonnenschein wie gewohnt mein Zelt auf. Hier gibt es tolle Plätze, die komplett kostenfrei sind. Allerdings muss man auf den Luxus einer Toilette leider verzichten. Wo sich solche Spots befinden? Auf freecampsites.net findet man die teilweise versteckten Gegenden, wo das wilde Zelten, im englischen Dispersed Camping genannt, erlaubt ist.
Als ich abends aus dem rund 15 km weit entfernten Springdale vom Essen zu meinem Platz zurückkomme, ist es nicht nur stockdunkel, nein, auch der Wind hat empfindlich aufgefrischt und es ist auch nur noch sieben Grad Celsius! Oh, Utah, ich habe nicht gewusst, wie kalt Du sein kannst! Das Schlimmste ist jedoch, dass mein Zelt komplett verschwunden ist. Keine Spur, kein Hering, keine Schnur. Ich schaue in die dunkle Weite und sehe: Nichts. Auch am nächsten Tag im Hellen finde ich nichts mehr von diesem Zelt wieder. So etwas habe ich tatsächlich noch nicht erlebt.
Was
man unbedingt braucht, ist natürlich ein vernünftiges Zelt, der Personenanzahl
entsprechend genügend geräumig. Noch wichtiger ist beim Winter campen
allerdings die Unterlage. Hierbei solltet Ihr auf keinen Fall sparen und die
sollte auch zuhause schon gekauft werden. Das gute Stück muss gegen Minustemperaturen
schützen und entsprechend Eurer Körpergröße ausreichend lang und breit sein.
Eine vernünftige, funktionierende Campinglampe inklusive aufgeladener Batterien
ist extrem wichtig, weil es oftmals keine andere Lichtquelle gibt. Zum Schlafen
ist warme Skiunterwäsche, Mütze, sehr dicke Socken und ein für Temperaturen unter Null Grad tauglicher
Schlafsack ein Muss! Alles andere ist ein bisschen Geschmackssache, die meisten
von Euch werden noch weitere warme Klamotten brauchen, auch zum Schlafen. Heikles
Thema: Der Toilettengang ohne Toilette, beim "Dispersed Camping" gibt es oft keine. Sonst befindet sich meist zumindest eine chemische Toilette auf regulären Campingplätzen. Für sehr empfindliche Menschen ist das Wildcampen wahrscheinlich sowieso nichts und alle anderen sind mit einer kleinen Schaufel, feuchtem Toilettenpapier und kleinen Plastikbeuteln gut beraten. Alles, was nicht unter der Erde kompostieren kann, wird mitgenommen und später entsorgt!
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