Stadtwandern in Hamburg ist toll – leider fehlen die (hohen) Berge. Daher mache ich mich manchmal auf und reise nach Bayern. Hier wandere ich gern in Mittenwald, bei Garmisch-Partenkirchen oder auch am Walchensee.
Unlängst habe ich mir einen Klassiker
vorgenommen: Die Herzogstand Wanderung vom Walchensee aus. Eine sehr schöne,
allerdings auch wirklich anstrengende Rundtour führt mich von der Talstation der
Herzogstand-Bahn zunächst aufwärts zum Berg Heimgarten und dann über einen längeren
Grad zum Berg Herzogstand. Anschließend werde ich wieder hinunter zum
Walchensee wandern. Vielleicht habt Ihr Lust, mir diese schweißtreibende Wanderung einmal nachzumachen? Ich kann das nur empfehlen.
Der Ausgangspunkt der Herzogstand Wanderung, die Talstation der Herzogstand-Bahn, erreicht Ihr entweder so wie ich mit dem Auto oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln – beispielsweise in rund zwei Stunden von München aus mit Bahn und Bus. Ich parke nicht auf dem großen, öffentlichen Parkplatz (8,00 EUR, Stand 2022), sondern in der Ortsmitte wo es noch kostenfreie Plätzchen gibt. Um zum Heimgarten zu Wandern, starte ich jedoch am Parkplatz der Seilbahn. Ich laufe über den hinteren Parkplatz und halte mich links entsprechend der Beschilderung H5. An einem Bach stoße ich auf eine Straße, der ich rechts und wenig später wieder rechts folge (beschildert, Richtung Westen). Die Straße wird zum Forstweg und dann zum Steig. Hier geht es nun anfangs über Stufen moderat aufwärts durch den Wald sowie später über einen Waldweg steiler bergauf. Der Weg ist durchweg gut zu laufen und er dreht langsam in Richtung Norden. Schon bald werden die Bäume lichter; dazwischen schimmert immer wieder das glitzernde Wasser von dem Kochelsee und dem Walchensee durch das Gehölz. Der Weg führt nun in enger werdenden Serpentinen steiler bergauf.
Nach rund 3,5 km geht es leicht bergab über offenes Terrain nun in Richtung Nordwesten, und ich sehe mein erstes Ziel, den Gipfel des Heimgarten. Ich folge dem Weg bald wieder in den Wald hinein – jetzt geht es steil bergauf. Nach einem letzten steilen Aufstieg über eine offene Bergwiese erreiche ich nach 6,2 km den Gipfel des Heimgarten. Mein Herz klopft und ich spüre die Höhe: Immerhin liegt der Heimgarten auf rund 1.750 m. Hier mache ich Pause und genieße bei traumhafter Aussicht eine deftige Brotzeit in der kleinen Heimgartenhütte. Mein Blick schweift über das tief unter mir liegende flache Alpenvorland – hier scheinen die Berge zu Ende zu sein. Und ich sehe auch schon den weiteren Verlauf der Wanderung – aber keine Panik, es sieht weiter und gefährlicher aus als es wirklich ist.
Vom Heimgarten aus geht es über einen wunderschönen Kammweg weiter zum Herzogstand in Richtung Westen (H1). Bei seinem Anblick werde ich ein wenig nervös, macht sich doch beim Blick nach unten meine altbekannte Höhenangst bemerkbar. Leidet Ihr auch unter Höhenangst? Wie Ihr die in den Griff bekommt, könnt Ihr in meinem Beitrag zu diesem Thema nachlesen. Der Weg führt über felsige und ausgesetzte Abschnitte, daher solltet Ihr hier auf jeden Eurer Schritte achten. Allerdings ist der Weg nicht sehr schmal, an ausgesetzten Stellen verseilt und die Wegesränder überwiegend bewachsen, so dass der Blick nach unten meist gnädig verhüllt ist. Nach 10 km und viereinhalb Stunden reine Wanderzeit erreiche ich den Herzogstand. Auf dem Gipfel erwartet mich das grandiose Panorama inklusive des Walchensee und des Kochelsee.
Unterhalb
des Gipfels lockt das Berggasthaus Herzogstand zu einer weiteren gemütlichen
Einkehr. Wer genug hat, kann hier die Herzogstand-Bahn besteigen und gemütlich
ins Tal gondeln. Das erspart Euch den Abstieg, der noch einmal eineinhalb bis
zwei Stunden dauert. Da ich noch Restenerergie übrig habe, entscheide ich mich für den Abstieg zu Fuß über den Wanderweg H2. Jetzt heißt es, noch einmal die restlichen Reserven zu mobilisieren. Der Weg führt in steilen Serpentinen abwärts in Richtung Südosten/Süden. Nach 15 km erreiche ich meinen Ausgangspunkt, den Parkplatz neben der Herzogstand-Bahn. Ich bin ziemlich K. o., aber auch extrem erfüllt von dieser abwechslungsreichen und herausfordernden Wanderung. Nun freue ich mich allerdings auf eine Forelle aus dem Walchensee und beeile mich, zurück in den Ort zu gelangen.
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