So viel Glück muss man erst einmal haben: Aber wer früh aufsteht und im Nirgendwo auf 3.000 m Höhe in den Rocky Mountains campt, hat gute Chancen, auf spektakuläre Tiere zu treffen. Eines der interessantesten Begegnungen dieser Art, die ich bisher hatte, war die mit zwei Kanadischen Luchsen. Vermutlich handelte es sich dabei um ein Elternteil mit einem Jungen. Diese Tiere sind scheu, nachtaktiv und daher tagsüber so gut wie nie zu sehen. Aber offensichtlich nur so gut wie nie.
Eines Morgens im September brach ich mit meinem Reisepartner früh zum Andrews Lake Trailhead auf, um von dort aus zum Crater
Lake zu wandern. Wir waren unterwegs auf dem Scenic Highway 550. Kurz vor dem
Abzweig zur Andrews Lake Rd, kaum zu glauben, sehen wir eine große, graue Katze
über die Wiese neben der Straße laufen. Wir drehen um, nähern uns der Wiese und
hoffen, das Tier noch anzutreffen. Und tatsächlich, da läuft die Katze mit einer zweiten
ihrer Art auf einen Busch zu, aus dem plötzlich ein junges Reh springt. Wir identifizieren die beiden als Kanadische Luchse. Sie sind ganz offensichtlich auf der Jagd, die wir ihnen durch unser Erscheinen vereitelt haben. Verärgert fauchen sie uns an und verschwinden über die Straße,
jedoch nicht, ohne vorher ein bisschen zu posen und sich fotografieren zu lassen. Als hätten sie gewusst, dass sie später in Social-Media-Kanälen abgebildet werden würden. Ein
wahres Highlight, diese wunderschönen und seltenen Tiere in freier Wildbahn in Aktion zu sehen. Diejenigen von Euch, die gern Wildtiere sehen wollen, sind in den Rocky Mountains sehr gut aufgehoben -- insbesondere früh morgens und abends in der Dämmerung abseits der Plätze, wo sich viele Touristen tummeln.
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