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Leave no trace – Vom richtigen Umgang mit der Natur

  • von Dagmar Grutzeck
  • 11 Okt., 2023
Ansicht des Castle Lake
Camping ist erlaubt – in 60 m Entfernung vom See

Gerade habe ich mich in meinen Schlafsack gekuschelt und bin fast am Einschlafen, als mich das laute Dröhnen eines Pick-Ups weckt. Der Blick aus meinem Zelt bestätigt: Eine Gruppe von Leuten macht Feuer, stellt die Musik an und baut Zelte auf, als wäre es mitten am Tag. Sie fahren mit dem Auto noch mehrfach zur Toilette oder sonst wohin und lassen das Feuer dabei alleine munter vor sich hin brennen. Am nächsten Tag sind sie auch schon wieder weg – ihren Müll haben sie allerdings da gelassen. Berge von leeren Alu-Dosen, Zigarettenkippen und Styroporpackungen liegen im Feuerring und auf dem Platz verstreut. Es sieht aus, als hätten sie ihren Müll von Wochen hier deponiert – ich kann gar nicht beschreiben, wie sehr es mich schüttelt!

Vorneweg gesagt: Der überwiegende Teil der Menschen, die ich beim Wandern und Campen beobachte, verhält sich verantwortungsvoll in der Natur. Dennoch erschreckend, wie viele Menschen sich nicht rücksichtsvoll und nachhaltig verhalten. Vielleicht wissen einige auch nicht, wie sehr ihr Verhalten der Umwelt schadet. Einiges habe ich tatsächlich am Beginn meiner Outdoor-Leidenschaft auch nicht gewusst. Vielleicht geht es Euch ja auch so? Was meint man eigentlich genau mit "Leave no trace"? Zeit, den Begriff einmal näher unter die Lupe zu nehmen.

Blick auf einen Picknick-Tisch mit Kühltruhe und Kocher auf einem Campingplatz
Camping macht viel Spaß auf sauberen Plätzen

Leave no trace: Outdoor-Ethicals zum Nachlesen

Der Begriff Leave No Trace stammt ursprünglich aus den USA der 60er und 70er Jahre. Damals nahm der Trend zu Outdoor-Aktivitäten sprunghaft zu, daher wurden Empfehlungen für die Natur schützende Verhaltensweisen erarbeitet. Heute ist die Organisation Leave No Trace Center of Outdoor Ethics eine wichtige Institution, die sich auf vielfältige Art und Weise für die Förderung von Outdoor-Aktivitäten bei gleichzeitiger Wahrung von Natur und Umwelt einsetzt.

Leave no trace ist quasi der Sammelbegriff für ethische Richtlinien für mein adäquates Verhalten in der Natur, ohne mir, anderen oder der Umwelt zu schaden. Ich habe das Wichtigste aus meiner Sicht hier einmal für Euch zusammengefasst und mit meinen eigenen Erfahrungen ergänzt. Vielleicht ist ja etwas dabei, was Ihr so noch nicht wusstet?

Pack it out – pack it in

Für mich ist das immer noch das Wichtigste: Nehmt alles wieder mit, was Ihr beim Campen oder Wandern ausgepackt habt und entsorgt bzw. recycelt den Müll – dies wird in fremden Ländern natürlich unterschiedlich gehandhabt. Darüber hinaus ist es ist ein feiner Zug, auch Fremdmüll einzusammeln und mitzunehmen. Wichtig: Auch Biomüll sollte wieder mitgenommen werden. Alles braucht lange, um in der Natur abgebaut zu werden. Und auch Wildtiere, die sich vielleicht über Apfelgriepsche freuen würden, sollten sich artgerecht ernähren. “Human Waste” ist am besten 30 cm unter der Erde aufgehoben, daher ist eine kleine Schaufel immer hilfreich, wenn Ihr außer den Reichweite von Toiletten unterwegs seid.

Nichts mitnehmen oder verändern

Nicht nur solltet Ihr nichts in der Natur lassen, was dort nicht hingehört, sondern auch keine "Souvenirs" in Form von Muscheln, Steinen oder gar historischen Relikten mitnehmen. Andere freuen sich auch über alles, was die Natur so zu bieten hat.

Außerdem bedeutet jede Veränderung einen Eingriff in das sensible Ökosystem. Das gilt auch beispielsweise für Schnitzwerk an Bäumen, Möbelbau aus Steinen und Ästen sowie die Benutzung von Ästen und Zweigen für Feuerholz (es sei denn, es liegt bereits am Boden).

Sich auf festen, unempfindlichen Untergründen bewegen

Das bedeutet einerseits, dass Ihr dort campen und wandern solltet, wo schon einmal jemand war bzw. Wege existieren. Das dient dem Schutz von empfindlichen Untergründen wie zum Beispiel nährstoffreichen kryptobiotischen Krusten, die für viele Ökosysteme von großer Bedeutung sind. Andererseits, wenn keine Wege existieren, wie zum Beispiel auf dem Colorado Plateau, führt der Weg oftmals auf Sand oder Fels – hier kann man nichts kaputt machen. Der Abstand zu Gewässern, Trails und Nachbarn sollte mindestens 60 m betragen!

Wildlife schützen

Wildtiere benötigen ihren Freiraum, daher scheucht sie nicht auf oder lauft ihnen hinterher, auch wenn das Foto vielleicht noch so schön wäre. Sie benötigen ihre Kraft für sich selbst und sollten sie nicht vergeuden, um vor Menschen wegzulaufen. Außerdem kann so Begegnung auch schon einmal gefährlich werden, wenn beispielsweise der Bär nicht wegläuft, sondern es auf eine Konfrontation ankommen lassen würde.

Wildtiere niemals füttern: Enten, Bären und Kojoten freuen sich zwar über Brot, Äpfel oder die Reste vom Abendbrot, allerdings verlernen sie dann auch schnell, für sich selbst zu sorgen. Aus dem gleichen Grund: Auf dem Zeltplatz keine Lebensmittel und Abfälle unbeaufsichtigt liegen oder das Auto unverschlossen oder gar mit geöffneten Türen stehen lassen.

Wenn Ihr mit dem Hund unterwegs seid: Beachtet Leinengebote und haltet Euren Hund immer unter Kontrolle. Selbst spielerisches Herumtollen Eures Lieblings  kann für Wildtiere verheerende Auswirkungen haben.

Den Tripp im Voraus planen

Es klingt so banal, wird aber oftmals doch nicht berücksichtigt: Eine gute Planung schützt vor (selbst-)schädigendem Verhalten. Wie wird das Wetter, wie ist die Wegbeschaffenheit meiner Wanderung, wo kann ich unterwegs meinen Müll entsorgen, welche Schwierigkeiten weist die Wanderung auf, die ich machen werde, darf ich wild Campen – all das sind wichtige Überlegungen, die dazu beitragen, dass Ihr Euch sicher und verantwortungsvoll im Gelände bewegt.  Und dabei möglichst viel Freude habt!

Blick auf die Grafik eines Kastens mit Regeln zum verantwortungsvollen Verhalten in der Natur
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